Wie ist es möglich, die Grenzen des Machbaren zu verschieben? Deine eigene Leistungsfähigkeit neu zu definieren?
Nirmal „Nims“ Purja hat in knapp sieben Monaten geschafft, was Alpinisten zuvor in sieben Jahren geschafft haben – wenn überhaupt: Die Besteigung sämtlicher vierzehn Achttausender. Ein Quantensprung, vergleichbar mit einem Marathonlauf in zehn Minuten.
Dieses Ereignis hat mich in meinen Hintern getreten. Seit ich davon erfahren habe, lassen mich diese Fragen nicht mehr los:
- Wie würde mein Leben aussehen und meine aktuellen Projekte sich entwickeln, wenn ich für mich ein neues Paradigma entwerfen würde und als Folge einen ähnlichen Quantensprung vollzöge?
- Was würde das für die aktuellen Herausforderungen und die nachfolgenden Konsequenzen bedeuten?
Erste Antworten habe ich für mich gefunden, aber widmen wir uns zunächst mal Purja’s Geschichte:
Werde misstrauisch, wenn etwas als „unmöglich“ bezeichnet wird
Wenn du an etwas zweifeln möchtest, dann an deinen Einschränkungen.
Price Pritchett
Was bisher über einen Zeitraum von sieben und mehr Jahren realisiert wurde, erledigte Nirmal „Nims“ Purja und sein Team innerhalb von sechs Monaten und einer Woche. Er fand Wege, um sein kühnes Vorhaben zu finanzieren. Er liess sich weder von Verzögerungen durch die chinesischen Behörden, noch von jahreszeitlich bedingten tiefen Temperaturen und starken Winden abhalten. Weder seine eigenen Zahnschmerzen (die mit Abnahme des Luftdrucks in der Höhe noch unerträglicher sind als in normalen Höhenlagen) noch Kritiker konnten ihn stoppen. Er vollzog seinen sagenhaften Quantensprung, oder, in seinen eigenen Worten, “wie den Marathon in zehn Minuten laufen”.
Es waren diverse Motive, die ihn zu diesem “Project Possible” bewogen haben. Naheliegende wie das Gewinnen von Anerkennung für das, was die nepalesische Volksgruppe der Sherpas in den Bergen leistet. Dann aber auch Persönlicheres wie das Ausloten der eigenen Grenzen. Aufgrund früherer herausragenden Leistungen im Militär (er diente in der Gurkha-Brigade der Britischen Armee) und in den Bergen realisierte er, dass er noch zu weit mehr in der Lage wäre. Dabei kommt ihm seine körperliche Konstitution entgegen, verfügt er doch über eine für Spitzenathleten enorm wichtige rasche Erholungsfähigkeit.
Ich wollte ein neues Paradigma entwerfen, zu was ein Mensch in der Lage ist. Also das menschliche Potential neu ausloten. Ich wollte das Unmögliche schaffen.
Nirmal „Nims“ Purja
Andere Menschen durch sein Vorbild zu inspirieren war schliesslich der dritte Aspekt seines Vorhabens – und das, was er als die Logik hinter seinem Projekt bezeichnet:
Ein Spinner auf seinem Ego-Tripp? Von wegen. Nirmal Purja erwähnt unter den zahlreichen Herausforderungen seines Projekts auch eine Situation im Abstieg vom Kangchendzönga. Er gibt zwei höhenkranken Indern Flaschensauerstoff ab. „Das macht sonst keiner.“ Weil sonst niemand zur Hilfe bereit war, blieb die Rettungsaktion leider erfolglos.
Was ist das für ein Mindset, das zu solch einer bahnbrechenden Leistung befähigt?
Die folgende Gedanken sind von Price Pritchett und seiner Schrift „You2“ (Du im Quadrat; siehe Quellenangabe am Fuss dieses Artikels) inspiriert.
Das Zeitalter der Entdecker ist noch nicht vorbei
Es beginnt mit der Erkenntnis, dass unabhängig von dem, was du bereits erreicht hast in deinem bisherigen Leben, du noch nicht annähernd dein volles Potential entfaltet, sondern lediglich an der Oberfläche gekratzt hast. Du und ich, wir beide spüren zutiefst in unserem Inneren diese Wahrheit, die immer mal wieder anklopft und nach vollständigerem Ausdruck strebt.
Tiefer zu graben erfordert die Bereitschaft, die Komfortzone zu verlassen und unbekanntes Terrain zu betreten, von dem es noch keine Karte gibt. Du zeichnest die Karte, während du unterwegs bist. Das erinnert an das Zeitalter der Entdecker.
Du musst bereit sein, dich radikal von ausgetretenen, unbefriedigenden Pfaden abzuwenden, Chaos in deinem Leben zu ertragen und dich nach neuen Denk- und Handlungsmustern auszustrecken und diese implementieren. Mit Problemen ist zu rechnen. Unkonventioneller Erfolg erfordert unkonventionelle Ansätze. Ziehe die unlogische, paradoxe Variante in Betracht und wende dich vom sogenannten gesunden Menschenverstand ab. Erwarte, dass sich dir einen Weg offenbart, auf dem du mit weniger Aufwand mehr resp. bessere Resultate erzielst. Suche die elegante Lösung, die sich durch Einfachheit, Präzision, Effizienz und Sauberkeit auszeichnet. Gib deine Ausreden auf und gehe dir selbst aus dem Weg.
Unmögliches möglich machen:
so wird aus der schönen Theorie erlebbare Realität
Schöne Sätze. Sie nachzuvollziehen bedeutet, sich auf mentales Stretching einzulassen. Hört sich so an wie sich selbst am Schopf packen und zum Wasser raus ziehen. Wie kann das gelingen?
- Lasse dich von deinen Wünschen, deiner Leidenschaft leiten. Nur ein tiefes Verlangen kann die nötige Hitze erzeugen, um dich vor den kühlenden Auswirkungen von Zweifel, Unsicherheit, Kritik und Misserfolg zu schützen.
- Zeichne ein kristallklares, scharf definiertes, lebhaftes mentales Bild deiner angestrebten Ergebnisse.
- Konzentriere dich auf Möglichkeiten anstatt dich mit scheinbaren Beweisen der Begrenzung auseinanderzusetzen.
Und vor allem: Gewinne den Glauben an dich selbst zurück. Tu so, als hättest du volles Vertrauen. So als ob es völlig unvorstellbar wäre, dass du etwas anderes als einen erfolgreichen Quantensprung erleben würdest. Tu nur das, was du tun würdest, wenn dein Erfolg gesichert wäre. Bleibe dran mit Suchen, Verfolgen und Träumen. Der Traum muss dich verzehren, dich kontrollieren, zum Handeln treiben und halbherzige Anstrengungen bei der Verfolgung verbieten. Widerstehe der Versuchung, dich in die Sicherheit, in die schützende Tarnung zurück zu begeben. Aufgeben ist keine Option.
Lass los, und lass es geschehen
Letztlich kann ein Quantensprung aber nicht erzwungen, sondern lediglich ermöglicht werden. Du kannst dich dafür öffnen, ihn einladen, dich damit auseinandersetzen, Vorkehrungen treffen und ihm so den Weg bereiten. Lasse los und erwarte Unterstützung von überraschender Seite und unbekannten Kräften. Damit leitest du einen Prozess ein, bei dem du dich selbst und deine Welt anders wahrnimmst und beides anders nutzt. Neue Sicht- und Handlungsweisen lassen andere Möglichkeiten, die es gibt, Wirklichkeit werden.
Die einzige Möglichkeit, diesen Prozess zu kontrollieren, besteht darin am Ziel festzuhalten, das Streben fortzusetzen und aus Fehlern zu lernen. Vertraue deiner Idee, dem Prozess und der Stimme in dir, die dich bis hierhin geführt hat.
Du hast das Potenzial, die Ressourcen sind verfügbar, die Gelegenheit ist da. Was bisher gefehlt hat, ist deine Entscheidung. Mach es Nirmal Purja gleich – und tu es!
Was er geschafft hat, war bisher unvorstellbar. „Ich habe meine Vision erfolgreich umgesetzt. – Ich mache Dinge möglich, die eigentlich unmöglich erscheinen.“
Was ist deine Vision?
Zweifel ändern nichts an Purjabs Leistungs und Inspirationskraft
Nims ist ein Superstar geworden. Sein „Project Possible“ auf Netflix verfilmt, sein Abenteuer in Buchform verfasst.
Doch es gibt Zweifel an einzelnen seiner Darstellungen, Kritik an seinem Projekt. Ich habe davon Kenntnis.
Ich bin kein Alpinist und verstehe das Be- oder gar Verurteilen nicht als meine Aufgabe.
Für mich bleibt die Strahlkraft seiner Persönlichkeit, scheinbare Limiten herauszufordern, die eigenen Möglichkeiten neu zu denken, an sich selbst zu glauben und sein Traumziel zu realisieren.
Was das für mein Leben bedeutet, muss ich selbst herausfinden. Und du ebenfalls.
Eines ist klar: In jedem von uns steckt unfassbare Grösse. Mehr, als man in einer Lebensphase entfalten kann.
Was immer dein Ziel ist: go for it! Lass dich inspirieren und ermutigen, die Latte hochzusetzen. Und lass dich nicht aufhalten von Streitigkeiten über Unstimmigkeiten, die andere begangen haben sollen.
Beitragsbild: Canva
Lass dich weiter inspirieren: you², Price Pritchett